Mittwoch, 27. Juni 2012

Leseprobe 3

„Ich hasse dich!“, flüsterte ich Kyle zu, als er mich zur Tanzfläche führte.
„Du kannst es so oft sagen, wie du willst und es wird trotzdem nicht wahr werden.“
Ich schnaubte. „Mir ist noch nie jemand so eingebildetes wie du über den Weg gelaufen.“
„Danke, ich weiß, dass ich einzigartig bin.“
Er drehte mir jedes Mal die Worte im Mund um und ließ mich aussehen wie der letzte Trottel.
Eigentlich wollt ich heute den Traum ansprechen, doch diese Genugtuung würde ich ihm sicherlich nicht geben und ihm sagen, dass ich von ihm träumte.
Wir bewegten uns langsam zur Musik, wobei ich immer wieder über Kyles Füße stolperte. Er lachte leise darüber, was mich wütend machte.
Keiner von uns sprach den Kuss von eben noch einmal an. Er würde sich wahrscheinlich nicht einmal dafür entschuldigen. Vielleicht kannte er das Wort „Entschuldigung“ ja gar nicht.
„Wenn du mir weiter so auf die Füße trittst, sind sie sicher gleich grün und blau.“
Ich funkelte ihn böse an. „Du bist halt ein miserabler Tanzpartner.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Oh? Vielleicht sollten wir uns dann mal andere Tanzpartner suchen, solche, die besser zu uns passen.“
„Ja, wahrscheinlich hast du recht. Zu dir würde nur niemand passen, du bist einfach zu… zu…“ Mist, jetzt fiel mir das Wort nicht mehr ein.
„Mich mit Worten zu beschreiben, ist ziemlich schwer, ich weiß. Mich muss man einfach erlebt haben.“
Ich verdrehte die Augen. „Dann überlasse ich mal jemand anderen das Vergnügen.“
Ohne weiter auf ihn zu achten steuerte ich das Buffet an.
Und als hätte ich es nicht geahnt, scharrten sich mindestens zehn Mädchen gleichzeitig um den beliebten, unnahbaren Prinzen. Es hätte mich kalt lassen sollen, doch das tat es nicht. Ich spürte einen eifersüchtigen Stich in meiner Brust, der selbst mich schockte. Wie konnte ich mich nur in jemanden verliebt haben, der nur sich selbst liebte. Vor allem, weil er sein wahres Ich hinter seiner Fassade, des charmanten höflichen Prinzen verbarg.
Ich nahm mir ein Glas Punsch. Der Punsch, der hier im Feenland angeboten wurde, war immer wieder ein Traum für meine Geschmacksnerven. Wie konnte etwas so fruchtig und süß schmecken und doch so würzig sein? Leider reagierte mein Körper auf diesen Punsch immer noch, als wäre es eine Droge und so wurde mir leicht schummrig zu Mute. Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen.
Kyle tanzte mittlerweile mit einer großen, schlanken Blondine, die ihm wirklich zu gefallen schien. Was ja auch kein Wunder war, sie war immerhin das genaue Gegenteil von mir.
Eine Hand an meiner Schulter ließ mich zusammen zucken. Es war Ashton, der Kellner.
Ich wusste, dass er nicht hier war, um sich mit mir zu amüsieren, aber immerhin war Kyle der Gastgeber, also war es mir gleichgültig, ob ich sein Personal von der Arbeit abhielt. Außerdem hatte Ashton so helle klare Augen und so schönes goldenes Haar. Mal ganz abgesehen von den weißen Flügeln auf seinem Rücken, sah er aus wie ein Engel.
„Prinzessin, geht es Euch gut?“
Als ich aufschaute begegnete ich seinem besorgten Blick. Ich stellte mein Glas auf dem Tisch neben mir ab. Ich hatte genug von diesem Punsch. Als ich dann zu Kyle hinüber schaute, sah er mich missbilligend an. Es zerbrach mir das Herz und machte mich gleichzeitig entschlossen.
Zögernd, oder eher träge durch den Punsch sah ich wieder zu Ashton auf. Als ich lächelte entspannte sich auch sein Blick etwas.
„Danke, mir geht es gut. Würdest du mit mir tanzen?“
Als ich seinen geschockten Blick sah, überkam mich wieder dieses Unbehagen, was ich immer in Gegenwart fremder Menschen spürte. Besonders, wenn sie sich über mich lustig machten oder mich nicht mochten.
„Tut mir leid, Prinzessin. Es ist mir nicht gestattet, mich mit Gästen zu amüsieren. Ich erfülle nur deren Wünsche.“ Er hielt inne und sah mir tief in die Augen. „Eure Wünsche.“, fügte er leise hinzu.
„Ich wünsche mir, dass du mit mir tanzt. Und du bist doch hier, um mir meine Wünsche zu erfüllen, oder?“ Dann kam mir ein Gedanke. „Oder willst du gar nicht mit mir tanzen?“, fragte ich verlegen.
Seine Augen weiteten sich.
„Natürlich wäre es mir eine große Ehre, mit Euch zu tanzen, Prinzessin. Bitte verzeiht, wenn ich mich falsch ausgedrückt habe. Missversteht das jetzt bitte nicht falsch, aber Ihr seid eine wirklich beeindruckende Frau. Ich denke jeder würde mit Euch tanzen wollen.“
Verlegen schlug ich die Augen nieder.
Als er dann plötzlich mein Kinn umfasste und mich zwang ihn anzusehen, zuckte ich vor Schreck etwas zusammen.
„Ich wollte Euch nicht in Verlegenheit bringen.“, sagte er leise.
Seine klaren Augen durchdrangen meinen Verstand und ehe ich mich versah, verlor ich mich in ihnen.
„Würdet Ihr mir diesen Tanz gewähren?“, fragte er, ganz der höfliche Kellner.
Er hatte meine Hand umfasst und als ich aufstand um mit ihm auf die Tanzfläche zu gehen, war er nur noch einen Atemzug von mir entfernt.
Er lächelte wieder und erst jetzt konnte ich sehen, wie groß und fantastisch er wirklich war. Nichts im Vergleich zu Kyle. Okay, eigentlich sollte ich die beiden nicht vergleichen, das wäre gemein. Jeder wusste, dass ich mich unsterbliche in den dunklen Prinz verliebt hatte. Wahrscheinlich wie jedes andere Mädchen auf dieser Welt auch.
Als wir uns langsam zu Musik bewegten, trat ich Ashton immer wieder auf die Füße, doch er war ein Gentleman und so sagte er nichts dazu.
Seufzend legte ich meinen Kopf an seine Brust. Auch wenn er nicht Kyle war, war er warm und kraftvoll.
„Dafür werde ich wahrscheinlich gefeuert.“, sagte er und lächelte auf mich herab.
„Ich sorge dafür, dass das nicht passiert.“
Als ich grinsend zu ihm aufschaute, schenkte er mir ein Lachen. Ein schönes, ehrliches Lachen, was einfach fantastisch war und mich zum dahin schmelzen brachte.
„Ich denke, da könnt Ihr nicht viel tun.“
„Sprich nicht immer in der dritten Person mit mir. Und wieso denkst du, ich kann nichts tun? Immerhin bin ich die Prinzessin.“
„Erstens ist das hier Prinz Kyles Fest und ich bin sein Angestellter. Und zweitens ist er launisch und besitzergreifend.“
„Du magst ihn nicht besonders, oder?“
„Das hat damit nichts zutun. Er ist ein sehr guter Herrscher. Er weiß, was er tut und was für unser Volk gut ist, das ist die Hauptsache. Ich respektiere ihn. Freunde werden wir wahrscheinlich nicht. Ich weiß gar nicht, ob er überhaupt Freunde hat.“
„Ich werde damit schon fertig.“ 
Wieder grinste er auf mich herab. „Davon bin ich überzeugt. Aber ich sage dir, dass er, wenn er etwas einmal haben will, so lange darum kämpft, bis er es bekommt.“
„Worauf willst du hinaus?“
„Pass einfach auf dich auf, okay? Ich will…“
„Ashton!“, rief eine tiefe Stimme hinter mir. „Ich denke nicht, dass es deine Aufgabe ist, dich mit der verlorenen Prinzessin zu vergnügen.“
Er hatte so laut gesprochen, dass ihn wahrscheinlich noch meine Familie in der anderen Welt gehört hatte. Er wollte mich wieder bloßstellen. Das war ja sowas von klar.
„Tut mir leid, Prinz Kyle. Einer so wunderschönen Frau wie Prinzessin Arielle kann man einfach nicht widerstehen.“
Ich spürte wie nah Ashton bei mir war. Seine Hände ruhten immer noch auf meiner Taille. Über die Schulter hinweg lächelte ich ihn an.
„Wohl wahr.“, murmelte Kyle. Er kam näher, bis er so dicht vor mir stand, dass meine Nasenspitze seine Brust berührte. Ich stand jetzt unmittelbar zwischen den beiden. Kaum, dass es jemand hören konnte, knurrte Kyle die Worte: „Sie gehört mir! Mach dich wieder an die Arbeit.“
Ein Schauer lief mir über den Rücken. Obwohl mir sein Ton Angst machte, wurde ich unglaublich wütend. Ich musste mich wirklich zusammen reißen um ihm hier keine Szene zu machen.
Ashton entschuldigte sich bei seinem Prinzen und drückte mir noch einmal aufmunternd die Schultern. Nur dass mich im Moment nichts aufmuntern konnte.
Als Ashton ging wollte auch ich aus dem Saal stürmen, wurde jedoch von Kyle an meiner Hand festgehalten. Losreißen konnte ich mich nicht, aber ich versuchte ihn mit meinen Augen zu vermitteln, dass er sich bloß von mir fern halten sollte. Mir wurde wochenlang eingetrichtert, wie wichtig es war, sich nicht von Kyle einschüchtern oder provozieren zu lassen. Ich hatte mein Ziel vor Augen, doch ich hätte nicht erwartet, dass es so ein Kampf sein würde. Dennoch würde ich mich nicht unter kriegen lassen.
„Würdet Ihr mich bitte für einen Augenblick entschuldigen, Prinz Kyle? Ich würde draußen gerne ein bisschen frische Luft schnappen.“ Meine Worte klangen gepresst.
„Ich begleite Euch.“ Auch seine Stimme hatte einen kalten Unterton, geradezu verächtlich.
Er nahm meine Hand und harkte sie bei sich unter. Schweigend gingen wir nebeneinander her, gefolgt von den interessierten Blicken, des wohlhabenden Volkes.
Draußen, außer Sichtweite, riss ich mich los und ging alleine weiter. Er hatte mich zu dem Ausgang gebracht, der direkt in das Labyrinth führte. Ich wusste nicht genau, welchen Weg ich nehmen sollte. Ich lief die Hecken entlang und hoffte inständig darauf keine Sackgasse aufzufinden. Leider war genau das der Fall.
Ich drehte mich seufzend um. „Gib es zu, das war pure Absicht!“
Er schwieg.
„Du hast mich extra zu diesem Ausgang gebracht, weil man hier direkt im Labyrinth landet!“
Wieder schwieg er. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Langsam wurde mir diese ganze Geschichte hier zu lächerlich.
„Okay, mir reichts!“
Ich stampfte auf ihn zu. Als ich an ihm vorbei gehen wollte umfasste er meinen Oberarm und riss mich zurück. Ich stolperte und fiel lang auf den Boden. Vielleicht war der Punsch ja doch nichts für mich.
Sofort war Kyle über mir. Er berührte mich nicht, war aber dennoch so nah mit seinem Gesicht an meinem, dass wir beide die gleiche Luft zu atmen schienen. Mein Herz schlug immer schneller. Ich versuchte nicht zu atmen, doch auch mein Atem beschleunigte sich.
„Hast du etwa Angst, kleine Arielle?“
Ich konnte nicht antworten.
„Du solltest dir eine Sache über mich merken: Wenn etwas mir gehört, sehe ich es nicht gerne in den Händen anderer. Besonders nicht in den Händen meines Personals.“
„Ich gehöre dir nicht, du arrogantes Arschloch!“
„Noch nicht.“, flüsterte er. „Aber wir wissen ja beide, wie gerne ich das will… Wie  gerne du es willst.“
„Was fällt dir eigentlich ein!?“
Bevor ich ihn von mir schubsen konnte stand er selbst auf und ging.
„Ich gehöre dir nicht!“, rief ich ihm hinterher, doch er drehte sich nicht noch einmal um. „Oder?“, flüsterte ich.

6 Kommentare:

  1. das ist echt gut kannst du mir vielleciht sagen welches buch es ist ??
    lg

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    1. meins :D haha.. danke :) Liebe Grüße!

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    2. XD ich dachte es wäre meins xp
      ich mein schon den titel des buches XD

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    3. nein also ich habs geschrieben ;D aber freut mich dass es dir gefällt.. :P

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  2. O.o
    Du musst unbedingt noch mehr veröffentlichen, ich MUSS wissen, wie's weiter geht ;)

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